Christian Gargerle
Einige Gedanken zum Vokabular der Bilder von Manabe Anton

Die Kunst von Manabe Anton ist in einem besonderen Maß dialogisch, da er eine deutlich und klar lesbare Verbindung von malerischen Mitteln verwendet, um sein Inneres zu befragen. Dieses Innere ist als eine aller Konventionen entkleidete bildnerische Intuition zu verstehen. Wenn Manabe seine Intuition zum reagieren fordert, um seinen Umfang mit ihr zu formen, führt er im Grunde ein Selbstgespräch, die Antworten gelten aber auch uns.

Seine Sprache besteht hauptsächlich aus drei Komponenten: dem schnell gesetzten Strich, der leuchtenden und zurückhaltenden Farbigkeit und der aggressiven Motivik. Diese Bestandteile als Zeichen betrachtet geben uns einen Eindruck der Haltung von Manabe Anton.

Der Strich zeugt vom speziellen Wesen dieser Malerei, dem Artikulieren einer verborgenen Kraft, die es ihm zu wecken gilt. Die Folge ist eine explosive Malerei in der Tradition von gezielter Unbeherrschtheit. Ein Malen also mit einem überpersönlichen Ausdruck, den Manabe sich nutzbar macht. Die unterschiedlichen Möglichkeiten einer solchen Nutzbarmachung werden deutlich, wenn man an so verschiedene Maler wie Pollock, Mathieu, Rainer oder Nitsch denkt. Wenn sich nun der Künstler im Bild, mit seiner gesamten Energie vor dem Betrachter aufbaut, kann sich dieser leicht überrumpelt vorkommen. Ein ähnliches Mittel stellt auch die Farbigkeit dar. Manabe Anton aber, nimmt die im Strich zum Ausdruck kommende Verherrlichung der Malintuition, mit seiner reduzierten Farbigkeit wieder zurück. Er bringt damit eine unerwartete Dämpfung des Schaffensrausches ins Spiel, und zwar gerade dort wo er die Möglichkeit hätte, dem Betrachter eine Stimmung aufzuschwatzen. So relativiert er die scheinbare Allmacht der Malhand bewußt durch Flächen in den Grundfarben Rot, Blau und Gelb, und fügt so dem impulsiven Schaffen auch einen gedanklichen Akt hinzu.

Das Motiv des Hahnenkampfes könnte leicht als erzählerisch oder symbolhaft mißdeutet werden. Doch muß man sich klar werden, daß Manabe ja nicht für uns sondern für sich malt, das Motiv also nicht uns gilt sondern ihm für den Malakt dient.

Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, daß Manabe Autodidakt ist, was eine Haltung bedingt, die sich gegen den Akademismus und auch alle anderen Positionen wendet, die eine Produktion von beliebigen Bildern ermöglichen. Der gute Autodidakt sucht das Authentische um es gegen das erlernte Können und eine hohle Kunstfertigkeit auszuspielen.

Bei einem ständig an sich Arbeiten, wie Manabe es mit seiner Malerei betreibt, ohne sich auf Erprobtes zu verlassen – in gewisser Weise, für sich die Malerei ständig neu erfindend – braucht er einen Einstieg, um seine Gestik in Fluß zu bringen.

Diesen Einstieg stellt für ihn die Aggression des Kampfes dar, dessen Erregtheit er einen wachen Malprozeß folgen läßt. Man könnte sagen: er reizt sich zum Malen.

Das Motiv ist daher eigentlich nicht der Hahnenkampf sondern das Malen, und die im Malen bedingten Prozesse im Künstler. Das Manabe uns diese Vorgabe zeigt, ist von besonderer Bedeutung, denn es gehört zu einer Sprache der Aufrichtigkeit, wie auch das Malen aus dem Inneren, und die betont nüchterne Verwendung von Farbe.

Dem Betrachter bleibt neben dem ästhetischen Reiz dieser Bilder, auch das Wissen, vor einer Malerei zu stehen, deren Schöpfer mit sich und daher auch mit ihm dem Betrachter, betont ehrlich umgeht.

(Zürich Kosmos Galerie Wien, "Hahnen - Kämpfe", 1986)

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